30. August 2024 / Heikos Kulturblog

Für 30 Pfennige mit dem Boot zum Bad – Der Motorbootbetrieb der SSB auf dem Neckar

Für 30 Pfennige mit dem Boot zum Bad – Der Motorbootbetrieb der SSB auf dem Neckar

Für 30 Pfennige mit dem Boot zum Bad – Der Motorbootbetrieb der SSB auf dem Neckar


Nur den ältesten Stuttgarterinnen und Stuttgartern sowie eingefleischten SSB-Fans dürfte bekannt sein, dass die Stuttgarter Straßenbahnen einen Motorbootbetrieb auf dem Neckar unterhalten haben.
Im Jahr 1935 hat die Stadt Stuttgart bei Hofen, im Zusammenhang mit dem Bau einer Wehranlage im Neckar, einen Stausee (Max-Eyth-See) mit großer Badeanlage errichtet. Zur Erreichung des sehr beliebten Ausflugsziels und Badeplatzes haben die Stuttgarter Straßenbahnen auf der 6,5 km langen Strecke zwischen dem Landungssteg unterhalb der König-Karl-Brücke und dem Stausee einen Motorbootbetrieb eingerichtet, der am 25. Juli 1935 in Betrieb genommen wurde. Anlegestellen befanden sich an der König-Karl-Brücke auf der Cannstatter Seite, an der Rosensteinbrücke am linken Neckarufer, am Stausee beim Wirtschaftsgebäude und in Mühlhausen am linken Neckarufer oberhalb des Wehrs. Erwachsene mussten 30 Pfennig und Kinder bis 12 Jahre 15 Pfennig für den einfachen Fahrpreis der fast halbstündigen Fahrt entrichten. Der Hin-und Rückfahrschein kostete für Erwachsene 50 Pfennig. Übergangsfahrscheine von der Straßenbahn auf die Boote und umgekehrt gab es nicht.


Die kleine Bootsflotte


Zunächst wurde der Bootsverkehr mit den Booten „Danzig“ und „Memel“ betrieben, die jeweils 80 Personen befördern konnten, eine Motorleistung von je 45 PS hatten und eine Höchstgeschwindigkeit von 16 km/h bzw. 9 Knoten (Seemeilen/h) erreichen konnten. Die Motorboote wurden auf der Anderssen-Werft in Neckarsulm gebaut. Zur Unterbringung der Boote wurde am Max-Eyth-See eine 38 Meter lange und 18 Meter breite Bootshalle errichtet.

 

Der Ausflugsverkehr war bei der Bevölkerung so beliebt, dass 1937 von der Bodan-Werft in Kressbronn das dritte Motorboot „Emden“ angeschafft werden musste, welches im Mai seinen Betrieb aufnahm. Auf diesem Boot, mit einem 80 PS starken Dieselmotor und einer Höchstgeschwindigkeit von 19 km/h bzw. 10 Knoten (Seemeilen/h), hatten 100 Personen Platz.

Fahrplan und Statistik

Die Boote verkehrten zuerst im 1 ½ Stunden-Takt und waren von Frühjahr bis Herbst im Einsatz. Später fuhren sie werktags und sonntagvormittags stündlich und sonntagnachmittags alle halbe Stunde. Bei schlechtem Wetter verkehrten die Boote weniger oft und bei Regenwetter fuhren sie gar nicht mehr.

In den fünf Betriebsjahren zwischen 1935 und 1939 wurden mit den Booten 10.799 Fahrten mit insgesamt 70.204 km durchgeführt, wobei 303.132 Personen befördert wurden.

Das Ende des Bootsbetriebs

Der von Anfang an defizitäre Bootsbetrieb wurde 1939 zu Kriegsbeginn eingestellt und nach dem Krieg nicht wiederaufgenommen. Zwar haben die Boote den Krieg unbeschadet überstanden, jedoch wurde das Bootshaus am Stausee durch Fliegerangriffe zerstört, so dass die Boote ungeschützt der Witterung ausgesetzt waren. Durch die teils kriegszerstörten Anlagen ist der Badebetrieb und Wassersport im Max-Eyth-See unmöglich geworden.

Wegen der immer stärker werdenden Verschmutzung des Neckars wurde ohnehin ein Badeverbot erlassen, so dass für eine Wiederaufnahme des Bootsbetriebs der SSB kein Bedarf mehr bestand. 1958 verkaufte die SSB schließlich ihre Motorboote. Von dem Boot Danzig“ ist bekannt, dass es als schnittiges Privatboot umgebaut wurde und wieder auf dem Wasser unterwegs war.

Quelle und Fotos: Stadtarchiv Stuttgart

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