2. Oktober 2024 / Sport

Auf das Starthoch folgt der Reality Check

Absolute Ernüchterung nach Spielschluss: Headcoach John Patrick und sein Team.

Auf das Starthoch folgt der Reality Check

Zu Beginn der Drei-Spiele-Woche müssen die MHP RIESEN Ludwigsburg einen empfindlichen Rückschlag verkraften. In Braunschweig sind die Gelb-Schwarzen in beinahe allen Situationen nur zweiter Sieger und letztlich beim 71:91 chancenlos. Während sich die Hausherren in einen Rausch spielen, müssen die Barockstädter das Maximum an Lehrgeld zahlen. 
 
Neuer Ort, neuer Gegner, neue Situation galt in Braunschweig für Headcoach John Patrick und sein Team. Auch deshalb verzichtete der US-Amerikaner im Vergleich zum Auftaktsieg auf größere personelle Veränderungen: Einzig Dominkyas Pleta rückte für Julis Baumer, der seinen schulischen Verpflichtungen in der Barockstadt nachging, ins 12er-Aufgebot. Keine Änderung bedeutete auch dieselbe Startformation. Also: Ezra Mañjon, Kellan Grady, Hunter Maldonado, Yorman Polas Bartolo und Joel Scott. Und dieses Quintett machte seine Sache auch anfänglich gut. Mañjon mit vier schnellen Punkten und Scott per Dunk sorgten Zählbares und zwei Fouls von Gavin Schilling für Braunschweiger Irritationen – denen sich die Gastgeber aber in kürzester Zeit entledigten. Ferdinand Zlyka traf doppelt mit herablaufender Uhr, zwang Patrick zur ersten Auszeit (9:7, 5. Spielminute). Doch in Folge dieser lief es nur noch für eine Mannschaft. Die Niedersachsen spielten wie aus einem Guss, trafen vor allem aus der Distanz und nutzten jedes My an defensiven Freiheiten, die weitaus größer als ein My ausfielen, aus. Die RIESEN setzten durch Einzelaktionen zwar Akzente, agierten aber nicht auf Augenhöhe (29:14, 10.).
 
Dies sollte sich im zweiten Spielabschnitt zumindest phasenweise ändern. Fünf Zähler von Polas Bartolo, ein Freiwurf von Mañjon und ein spektakulärer Dunk von Justin Simon sorgten erneut für einen guten Start (31:22), doch erneut waren es die Braunschweiger, die Rhythmus und Mojo fanden. Mehr noch: Sie erstickten mit Intensität, Gallig- und Schnelligkeit das Ludwigsburger Spiel, dominierten die Partie und konsolidierten den Vorsprung bei rund 15 Zählern. Erst in der Endphase der ersten Halbzeit, die einen Kampf um Defensivstopps beinhaltete, in dem zunächst die Gäste die Oberhand hatten, berappelten sich die MHP RIESEN wieder. Polas Bartolo und Simon sorgten stellvertretend für Ballgewinne und Punkte. Doch gerade als der einstellige Rückstand wieder möglich schien, gaben die Schwaben die Kontrolle vollends aus der Hand. Braunschweig fand zum psychologisch günstigen Gang in die Kabinen wieder in seinen Offensivfluss (51:37, 20.).
 
Kurzes Hoch mit jähem und schnellem Ende

Infolge des Seitenwechsels hatten sich die beiden Kontrahenten viel vorgenommen, was mit einer nochmals gesteigerten Intensität einherging. Braunschweig und Ludwigsburg schenkten sich gegenseitig die Punkte ein, besser und hochprozentiger taten dies aber nur die Niedersachsen. Angeführt von Topscorer TJ Crockett Jr. (23 Punkte), der doppelt eine gute Verteidigungssequenz per Dreier bestrafte, setzten sich die Basketball Löwen ab (64:46, 24.). – und fortan zwei Widersacher weniger: Grady musste mit einer Handverletzung und einem Cut am Arm vom Parkett (und genäht werden), das Selbstvertrauen war nun ebenfalls dahin. Oder, je nach Betrachtungsweise voll da: Crockett Jr., Zylka, Luka Scuka und Barra Njie dominierten, legten einen weiteren 10:1-Lauf aufs Parkett. Standing Ovations waren die Folge (77:49, 30.),
 
Während die Anwesenden in der Volkswagen Halle nach drei Viertel noch vermutet hatten, dass die Partie entschieden war, hatten sie direkt zum Viertelbeginn absolute Gewissheit. Nach dem fünften persönlichen Foul gegen Scott und einem unsportlichen gegen Cross Jr. waren die Gäste bezwungen und die Gegenwehr endgültig gebrochen. Viel zu viele Ballverluste (insgesamt 20), Fehlwürfe (25/68) und individuelle Fehler – samt weiterer foulbedingter Herausstellungen von Maldonado und Jacob Patrick – besiegelten einen ohnehin gebrauchten Abend, den die Braunschweiger ihrerseits und trotz minimaler gelb-schwarzer Ergebniskosmetik gebührend feierten.
 
Deutlich besser können, möchten und müssen es die Ludwigsburger direkt in nicht einmal 48 Stunden machen: Im Heimspiel gegen Rostock bekommen es die Patrick-Schützlinge erneut mit einer (bisher) ungeschlagenen Mannschaft zu tun. Um dann zurück auf die Siegerstraßen zu finden, müssen die MHP RIESEN ein deutlich anderes Gesicht zeigen – und werden das sicherlich auch.
 
Stimmen und Stats

John Patrick | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg: „Braunschweig hat uns vom Anfang bis zum Ende dominiert. Vom Sprungball bis zum Ertönen der Schlusssirene haben sie schlicht härter gespielt. Das ist sicherlich typisch für ein junges Team, das nach einem großartigen Heimsieg etwas an Bodenhaftung verliert. Gewissermaßen ein Reality Check. Braunschweig hat jeden Aspekt des Spiels gewonnen. Ich bin natürlich über eine Vielzahl an Dingen enttäuscht, aber wir müssen schnell eine Reaktion zeigen. Wir haben ein Spiel [gegen Rostock] in zwei Tagen.“
 
Jesús Ramírez | Headcoach Basketball Löwen Braunschweig: „Wir haben Ludwigsburg mit unseren Waffen geschlagen. Wir wollten das Level an Kontakt sowie Intensität matchen. Das ist uns gelungen. Zudem haben wir unsere Vorhaben in der Offensive und Defensive korrekt umgesetzt. Es war insgesamt ein sehr gutes Spiel von uns, in dem jeder, der auf dem Spielfeld stand, seinen Beitrag geleistet und die Intensität hochgehalten hat. Es ist ein Teamerfolg! Wir können glücklich darüber sein, dürfen uns aber nicht darauf ausruhen. Wir haben drei Wettbewerbe vor der Brust und müssen in diesen auf heute die richtige Reaktion zeigen.“
 
Für Braunschweig spielten: TJ Crockett Jr. 23 Punkte, Tre Mitchell 13, Barra Njie 10 / 8 Assists, Luka Scuka 8 / 5 Rebounds, Ferdinand Zylka 8, Benjamin Schröder 7, Arnas Velicka 6, Chip Flanigan 6 / 6 / 5 Steals, Martin Kalu 6, Gavin Schilling und Luca Ewelt 2.
 
Für Ludwigsburg spielten: Justin Simon 16 Punkte / 7 Rebounds / 5 Steals, Ezra Manjon 14, Hunter Maldonado 12, Yorman Polas Bartolo 10, Kellan Grady 5, Jacob Patrick 5, Brandon Tischler 3, Joel Scott 2, Jonas Wohlfarth-Bottermann 2 / 5, Dominykas Pleta 2, Johannes Patrick und Kevin Cross Jr.

Bildnachweis: Daniel Reinelt / Eibner.

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